Wir, die Hochschulgruppe Göttingen, sind gut 70 Personen und setzen uns für die Menschenrechte ein.
Schaue dir dieses Video von Berty und Dennis über unsere Hochschulgruppe an:
Ein Bericht von Amélie:
Es gibt Hoffnung für die Menschenrechte.
Ein Jahr in der Amnesty International Hochschulgruppe Göttingen
Seit Oktober 2017 bin ich Mitglied der Amnesty International Hochschulgruppe Göttingen. Was ich anfangs schlicht als ein wenig ehrenamtliches Engagement neben dem Studium plante, entwickelte sich schnell zu sehr viel mehr. Ein Rückblick auf das Sommersemester 2018.
Das Sommersemester begann mit einer mehrwöchigen Veranstaltungsreihe namens „Kaleidoskop der Menschenrechte“. Bereits während der Semesterferien wurden die Vorträge von einem temporären Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit den übrigen Arbeitskreisen der Hochschulgruppe geplant. Jeder Arbeitskreis hat eine Veranstaltung vorbereitet, bei der ein spezifischer Aspekt der Menschenrechte intensiv behandelt wurde, um somit auf die Vielzahl und Verschiedenheit menschenrechtsrelevanter Themen hinzuweisen. Meist ergab sich im Anschluss an den Vortrag eine interessante Diskussion. Besonders berührt hat uns wohl alle Jenny Wilken, welche vom Arbeitskreis LGBTIQ* eingeladen wurde und uns unter anderem erzählte, welche juristischen und gesellschaftlichen Hürden Trans*Personen noch immer im Weg stehen und wie sich die Elternschaft als Trans*Person gestaltet. Zu diesem Thema wusste ich vor meinem Beitritt in die Hochschulgruppe noch nahezu gar nichts – im Nachhinein erschreckend, wie blind ich war für die alltäglichen Probleme so vieler Menschen, direkt um mich herum, hier in Deutschland.
Auch die anderen Vorträge, beispielsweise zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Einhaltung der Menschenrechte und zu den Möglichkeiten der Integration von Geflüchteten in Deutschland, waren genauso informativ wie schockierend. Die Referent*innen haben den Zuhörer*innen aufgezeigt, welch breites Spektrum die Arbeit von Amnesty International umfasst.
Ich selbst bin Mitglied im Arbeitskreis Asyl. War mir auch vorher schon bewusst, wie wichtig es ist, Geflüchtete willkommen zu heißen, habe ich mir erst in der Hochschulgruppe fundiertes Wissen zu der Thematik angeeignet. Neben einer internen Fortbildung zur Härtefallkommission in Niedersachsen besuchte der Arbeitskreis Asyl ein Aufnahmelager für Geflüchtete und gestaltete ein Straßenfest von und mit Geflüchteten mit. In dieser Zeit und im Kontakt zu den Persönlichkeiten, die hinter diesen Veranstaltungen stehen, habe ich bemerkt, wie zahlreich die Menschen sind, die sich für eine bessere Welt stark machen und die ihre Freizeit investieren, um auszuhelfen, wo sie können.
Doch auch über Göttingen hinaus hat sich die Hochschulgruppe engagiert: Einige Mitglieder haben den Christopher Street Day in Berlin besucht und ein friedliches Zeichen für die Rechte von LGBTIQ* Personen gesetzt. Der von den Hochschulgruppenmitgliedern getragene Banner „Rassismus tötet. Homophobie auch“ zeigte in dem bunten Treiben der hunderttausenden Anwesenden die Ernsthaftigkeit des Anlasses auf.
Ebenso hatte ich das Glück, auf dem Moyn-Moyn-Festival in Oyten zusammen mit sechs anderen Mitgliedern der Hochschulgruppe Öffentlichkeitsarbeit betreiben zu können. Die Resonanz war genauso unerwartet wie aufbauend: Die Festivalbesucher*innen interessierten sich nahezu ausnahmslos für die Arbeit von Amnesty International, unterschrieben ausgelegte Petitionen, drehten an dem von uns mitgebrachten Glücksrad und freuten sich über den Gewinn von Amnesty-Turnbeuteln. Neben großzügigen Spenden der Besucher*innen konnten wir fast 600 Unterschriften sammeln. Die Gäste waren definitiv nicht nur zum Feiern dort, sondern haben Interesse und Engagement bewiesen. So viel Zustimmung habe ich in meinem Jahr in der Hochschulgruppe sonst noch nicht erlebt. Wir alle haben uns unglaublich gefreut.
Ein ganz besonderes Erlebnis war für mich außerdem die Reaktion der Hochschulgruppe auf die Verschärfung der menschenunwürdigen Bedingungen von Geflüchteten auf dem Mittelmeer, deren Rettung kriminalisiert und verhindert wurde und leider immer noch wird. Innerhalb kürzester Zeit stellte die Hochschulgruppe gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteur*innen des Seebrücken-Bündnisses eine Kundgebung auf die Beine, welche von 500 Menschen besucht wurde. Neben Transparenten und Plakaten wie „Menschenrechte kennen keine Grenzen“ und der Forderung, Seenotrettung zu entkriminalisieren, konnte man auch „History has her eyes on you“ lesen. Zwei Mitglieder der Hochschulgruppe haben schließlich mit ihrem Redebeitrag Tränen in den Augen der Zuhörenden ausgelöst und die darauf folgende gemeinsame Schweigeminute war ein berührender Moment, den wohl keiner der Anwesenden so schnell vergessen wird. Es war großartig, miterleben zu dürfen, wie die Mitglieder der Hochschulgruppe trotz der Klausurenphase kurzfristig ein so wichtiges Zeichen gesetzt haben.
Und das ist für mich das Schönste an der Hochschulgruppe Göttingen – nicht die scheinbar ereignisreichen Momente, sondern gerade die ganz normalen: Die aktiven Mitglieder und ihre Diskussionen und Beratschlagungen innerhalb des Plenums. Ich habe nie zuvor in meinem Leben so viele interessierte und intelligente Menschen gleichzeitig erleben dürfen wie dienstagabends im Plenum. Die Gespräche sind immer sinnvoll und leben von den vielen verschiedenen, differenzierten Positionen der Redenden. Neben den Diskussionen zeichnen vor allem die Motivation und Kreativität der Mitglieder die Hochschulgruppe aus.
Das Jahr in der Amnesty International Hochschulgruppe Göttingen hat mir gezeigt: Wer sich für die Menschenrechte einsetzt, lernt zwar viel Erschreckendes, erfährt von Menschenrechtsverletzungen, von denen er nie zuvor gehört hat und die ihn bekümmern, lernt jedoch ebenso Menschen kennen, die gegen genau dieses Unrecht unermüdlich ankämpfen und die Hoffnung in eine bessere Welt haben. Für mich sind die vielen verschiedenen Charaktere innerhalb der Hochschulgruppe eine Inspiration und bestätigen mir, dass der Kampf für die Menschenrechte nicht verloren sein kann. Wenn so viele engagierte Menschen mit einem guten Herz und gleichen Idealen zusammenkommen, kann Großes erreicht werden.